Warum Online Votings für Bands meistens sinnlos sind

Der Sommer naht und somit die Zeit der Festivals. Bei den Festivalveranstaltern ist es aktuell total in Mode, auch jungen Bands per Gewinn eines Onlinevoting eine Chance zu geben, sich auf der richtig fetten Bühne zu präsentieren. Nachwuchsförderung – wie nobel. Oder gibt es da ein Haar in der Suppe? Klar:

Wer die meisten Stimmen hat, der gewinnt auch das Voting!

Das wäre grundsätzlich ja auch richtig so – aber: Tatsächlich heißt dies nicht, am erfolgreichsten seine Fans mobilisiert zu haben. Sondern in der Regel ist man „nur“ am erfolgreichsten den eigenen Facebook-Freunden auf den Sack gegangen. Wie gut das für die eigene Reputation ist, wird sich erst später heraus stellen.

Nicht umsonst ist es oft so, dass nicht die Band mit den geilsten Songs letztlich auf der großen Bühne landet – und es hat sicher nicht nur mich gewundert, warum nun gerade DIESE doch eher miese Band Gewinner des Votings ist.

Mal ehrlich, habt IHR tatsächlich schon mal alle Songs durch gehört, die zum Voting anstanden und nicht nur nach Sympathie sondern nach Qualität abgestimmt? Eben, diese Art Votings sind rein freundschaftliche Dienste, nicht mehr und nicht weniger.

Online Votings für Bands – MIT 150 DOLLAR GEWINNST DU FAST JEDES VOTING

Ja, das Musikbusiness ist nun mal nicht fair, auch wir Musiker sind lange nicht so objektiv wie wir es gerne behaupten. Unter uns wird doch genauso gerne manipuliert wie in jedem anderen Gewerbe auch. Wer ein Voting gewinnen will, der braucht heute kein Talent, keine guten Songs und auch kein Glück. Das Einzige was wirklich gebraucht wird, ist Geld. Mit knapp 150 Dollar bekommt ihr heute 1.000 Votes. Diese Votes kommen heute von denselben Anbietern, bei denen man auch Likes für seine Facebook Fanpage einkaufen kann. Bei Facebook sind diese Likes vollkommen wertlos, bei diesen Votings können sie allerdings äußerst effektiv sein. Bemerkt wird diese Manipulation von den Veranstaltern in den meisten Fällen eh nicht. Den Aufwand, IP Adressen zu überprüfen, macht man sich oft erst dann, wenn es bereits zu spät ist. Hier mal ein Auszug einer Mail, welche die meisten Teilnehmer des Deichbrand Votings bekommen haben.

For 300 votes $50 USD

For 600 votes $950 USD

For 1000 vote $1500 USD

IF YOU NEED MORE I WILL PROVIDE YOU UNLIMITES….
For more we should make a good deal
Each an every votes are 100% real. No bots.
you can knock us any time we are available 24/7 hours.

Dieses Angebot ist übrigens keine Seltenheit, Anbieter dafür schießen wie Pilze aus dem Boden und unterbieten sich gegenseitig. Ein paar Monate noch und man bekommt seine 1.000 Votings dann sicher schon für die Hälfte.

Was bleibt, ist dieses mulmige Gefühl. Soll man als Band nun teilnehmen, oder nicht? Die Chance, auf so einer großen Bühne zu stehen ist schließlich sehr verlockend. Ich persönlich gehöre nicht zu denen, die eine Teilnahme an einem Wettbewerb kategorisch ausschließen. Allerdings müssen wir alle, die sich solchem Wettbewerb aussetzen und weder Lust auf permanentes Generve der eigenen Freunde bei Facebook noch illegale Methoden haben, schon sehr genau schauen, welche Bewertungskriterien einem Voting zugrunde liegen. Eine faire Chance zu gewinnen, wird erst dann größer, wenn wir uns selbst fair verhalten.

Profitieren wird am Ende einer auf jeden Fall und das ist der Veranstalter. Er bekommt virale Verbreitung durch alle teilnehmenden Bands und das zu einem Kurs, der sich sehen lassen kann.

In diesem Sinne. Viel Glück beim nächsten Voting. 🙂