Wie Botfarmen Spotify austricksen

Wie Botfarmen Spotify austricksen

Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. So oder so ähnlich ist wohl das passende Sprichwort für den aktuellen Fall in dem Botfarmen Spotify überlistet haben.

Wer im heutigen digitalen Musik Business erfolgreich sein will, muss entweder besonders gut oder besonders trickreich sein. Glück allein reicht heute wohl nur noch in den seltensten Fällen. Im aktuellen Fall war man hier wohl besonders clever, wenn auch zusätzlich ein gewisses Maß an krimineller Energie vorhanden war.

Glücklicherweise war es in diesem Beispiel kein Musiker der hier seine Spotify Streams pimpen wollte um damit mehr Einnahmen zu generieren. Hier war wohl der nackte Kohle der Antrieb um Spotify um richtig viel Geld zu erleichtern.

Botfarmen pushen zwei Playlisten in Charts

Am 23. September 2017 erreichten Playlisten plötzlich die Spotify Charts. So weit eigentlich nicht ungewöhnlich. In diesem Fall waren es aber zwei Playlisten die ausschließlich aus Songs von Künstlern bestand, von denen nie jemand zuvor etwas gehört hatte. Die Playlist Music from the heart war urplötzlich auf Platz 84 im globalen Spotify Ranking und Platz 22 im US Ranking. Die zweite Playlist Soulful Music kletterte sogar noch höher und schaffte es auf Platz 35 bei Spotify und Platz 11 im US Ranking.

Wie konnten diese Rankings erzielt werden?

Das ist zwar nicht hundertprozentig zu belegen, die Experten sind sich aber in der Hinsicht einig, dass diese Rankings mit Sicherheit nicht organisch entstanden sind. Hier wurde der Algorithmus von Spotify aber anscheinend ziemlich clever ausgetrickst.

Wie ihr im obigen Screenshot erkennen könnt, hat jeder einzelne Song dieser 467 Songs umfassenden Playlist eine Länge von unter 60 Sekunden. Wenn man weiß, dass Spotify ab 30 Sekunden den Play anfängt zu messen und zu bezahlen, ist die gewählte Länge sicherlich nicht zufällig so entstanden. 😉 Nun hatte diese Playlist gerade einmal 1.200 monatliche Follower als die Rankings erreichte.

288.000 $ Einnahme durch Botfarmen auf Spotify!

Stellt euch einfach mal folgendes Szenario vor: Da schließt jemand mit 1.200 Fake Accounts jeweils einen Spotify Account ab. Im schlimmsten Falle müssen dafür 1.200 x 9,90 EUR jeden Monat bezahlt werden.

Macht also schlappe 11.880,00 EUR jeden Monat. Klingt irgendwie ziemlich dumm, oder?

Naja, nur wenn man nicht weiter rechnet. 🙂 Jetzt wird es nämlich erst so richtig spannend. Fassen wir einfach mal die Fakten zusammen und schauen was rauskommt:

  • 1.200 Accounts
  • 467 Songs (durchschnittliche Spieldauer 43 Sekunden)
  • 86.400 Sekunden hat jeder Tag
  • 60.000 Plays je Account pro Monat (86400 / 43 Sekunden)
  • 60.000 Plays x 1.200 Accounts= 72.000.000 Plays je Monat

So, und nun nehmen wir die 72 Mio. Plays und berechnen diese mit 0,004 US Dollar je Play. Ihr ahnt sicher schon was jetzt kommt. Das wären dann…

288.000 $ Streaming Auszahlungen jeden Monat

Ok. Das ganze ist bisher von niemandem belegt worden. Allerdings gibt es bei den Labels Fachleute die jeden Tag die Rankings analysieren und so ziemlich jeden in diesem Business kennen. Wenn solche Playlisten dann plötzlich so weit oben auftauchen, dann schrillen verständlicherweise alle Alarmglocken. Und sind wir doch mal ehrlich. Möglicherweise hat der Ersteller dieser Playlist jetzt eine höchst lukrative Nische gefunden, aber die Chancen stehen doch eher gegen null.

Fazit

Ich setze mich ja nun tagtäglich mit solchen Dingen auseinander. Ich habe Erfahrungen damit welche Mittel von Musiker so alles angewandt werden um in den Social Networks erfolgreich zu sein und auf Spotify & Co. tatsächlich Einnahmen zu erzielen. Diese Ausgeburt an krimineller Energie hab ich bislang allerdings noch noch nicht mitbekommen. Ich halte sie auch für den komplett falschen Weg. Dennoch zeigt sie wieder einmal, dass es für Musiker & Bands in der heutigen Zeit einfach nicht mehr ausreicht hier und da mal ein kleines Bild zu posten. Die Chancen im digitalen Marketing sind immer noch groß, der Wettbewerb mittlerweile aber eben mindestens genauso.

Rock on…

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